Aborigines
, Die australischen Ureinwohner - Eine faszinierende Kultur, die aber leider dem Untergang
geweiht scheint.
Die Mythen, und damit die Vergangenheit, spielt im Leben der Aborigines eine große
Rolle.
Und die Abroriginies haben viele vorallem auch lange Geschichten. Kein Wunder - denn sie
haben viel Zeit. Obwohl sie oft in sehr kargen Gebieten leben (z.B. in Zentral Australien in
der Nähe des berühmten Uluru (oder wie wir ihn
besser kennen als Ayers Rock) brauchen sie im Durchschnitt nur drei bis vier Stunden
pro Tag um ihren Nahrungsbedarf zu decken.
Leider werden bei uns Hochkulturen meißt mit hohem technischen Wissensstand
gleichgesetzt - doch die Aborigines entwickelten so gut wie keine Technik.
Auf diese Weise schaften sie es ungestört 20.000 Jahre friedlich in Australien zu
leben. (manche Wissenschaftler behaupten sogar bis zu 40.000 Jahre !). Und das ganze
im Einklang mit der Natur - sprich: ohne irgendwelche Schäden zu hinterlassen. Im
Gegenteil: so legen sie immer im Frühjahr und Herbst kleine Steppenfeuer. Da diese
immer nur auf sehr kleine Gebiete begrenzt sind, führt es dazu, daß
natürlich entstehende Brände keine verherende Wirkung haben können,
da sie einfach nicht genügend Grundlage finden.
Den wahren Inhalt der Aborigine-Kultur hat man leider erst viel zu spät zu
Schätzen gelernt. Denn dummerweise wollte man sie im 18. Jahrhundert erst einmal
zu einem "ordentlichen" Glauben bekehren, und - natürlich - aus ihnen zivilisierte
Menschen machen. Man verbot ihnen natürlich ihre Tänze weiterhin zu tanzen,
versuchte ihnen unsere Sprache und unsere Kultur beizubringen, und
überschüttete sie mit allen möglichen Auswüchsen unserer
Hochkultur: Ansteckende Krankheiten, Alkohol usw.
Heutzutage versucht man zu retten was noch zu retten ist. Doch viel ist es wohl nicht
mehr. Ein Großteil ihres Wissens von Einst ist zusammen mit vielen ihrer Tänze
vergessen.
Als z.B. ein Stamm, und damit seine ganzen Mythen und Tänze, auszusterben drohte,
versuchte man die wichtigsten Tänze zu retten, indem man sie filmte. Es kostete viel
Überzeugungskraft, die Aborigines überhaupt erst dazu zu überreden,
vor Fremden zu tanzen. Denn eigentlich dienen diese Tänze nur zur Weitergabe der
Mythen an die nächste Generation - weshalb natürlich nur Eingeweite den
Zeremonien beiwohnen dürfen.
Und doch haben sie wieder zu ein wenig Stolz gefunden; Einige versuchen wieder auf
die alt hergebrachte Art und Weise zu leben - aber das ist natürlich fast unmöglich,
denn die "Zivilisation" schreitet auch in der unendlichen roten Wüste Australiens
mit Riesenschritten voran.
Zeichen dieser Rückbesinnung auf ihre Ursprünge ist auch Ihre eigene Fahne, in
Schwarz, Rot und Gelb:
Eng verbunden damit ist die Musik. Meißt dient(e) sie ihnen zur Begleitung der
vielfältigen und umfangreichen Tänze. Mit Hilfe dieser Tänze gaben sie
ihre Geschichten aus der Dreamtime, der "Traumzeit", an
ihre Kinder weiter. Aber es sind nicht einfach "nur" Tänze die weitergegeben werden.
Alle Tänze erzählen eine mehr oder weniger lange Geschichte. (von 15 Minuten
bis zu etlichen Stunden). Die Figuren dieser Geschichten sind Charaktäre aus der
Dreamtime.
Jede Geschichte beinhaltet eine kleine Lehre - und alle Geschichten zusammen bilden die
Inma, eine Art Gesetzbuch oder besser: eine Samml von Lebens-Regel.
Da kann man dann z.B. lernen, warum man nicht zuviele leckere Wurzeln an der gleichen
Stelle ausgraben soll, warum eine Gruppe (Stamm) nicht beliebig groß werden darf,
und warum man Wasser immer mit anderen teilen soll.
Aber auch wer wen heiraten darf und wann, usw.
Oft werden zur Veranschaulichung, und sicher auch als Gedächtnishilfe, Bilder von
diesen Geschichten gemalt.
Meißt bestehen diese aus unendlich vielen farbigen Punkten.
Obwohl die Aborigines keine Schrift im eigentlichen Sinne haben, kann der eingeweihte
diese Bilder durchaus lesen - eben die Geschichten erzählen die sie darstellen.
Das läßt viel Zeit, um eine hohe Kultur und eine damit verbundene, umfangreiche
Gesetzgebung zu entwickeln.
Und da dies allen in Tänzen von Generation zu Generation weitergegeben wird ist
es auch nicht verwunderlich, daß es normalerweise 23 Jahre Dauert, bis ein Aborigine
zum "Mann" geworden ist - sprich: die umfangreiche Gesetzgebung auswendig kennt -
und dann endlich Heiraten darf.
Wozu auch ? Sie hatten keine Feinde außer sich selbst, denn in Australien gibt es
keine einheimischen Raubtiere (von Aligatoren und Haien einmal abgesehen, dennen man
ja sehr wohl ausweichen kann).
Es verwundert auch nicht, daß daher die Aborigines kein Metalle kannten. Die einzigen
Materialien die sie benutzten waren Holz und Stein.
Und gegen den Feind "Aborigines" halfen zwei Dinge: zum Einen die unendliche Weite
des Landes (nach Schätzungen lebten ursprünglich in ganz Australien nur etwa
300.000 Aborigines) und zum Anderen ihre Intelligenz und damit ihre Gesetze.
Wie verherend es sein kann den Aborigines solche Traditionen abzugewöhnen,
zeigte sich vor ca. 10 Jahren, als ein Großteil des Uluru
-Nationalparkes einem Steppenfeuer zum Opfer viel - Und alles nur weil der
"Weiße Mann" meinte er wisse alles viel besser.
Da sie aber z.B. nichteinmal Metall kannten und Kleider irgendwie überflüssig
fanden wurden sie zu Wilden ohne Rechte degradiert.
Oft fehlt auch einfach das Verständnis unsererseits, für eine so andersartige
Welt.
Dann tanzen die Alten die Geschichte vor, und die Jungen tanzen sie nach - so lange bis
sie sie genau kennen. Bei jedem Fehler wir i.a. wieder von vorne begonnen.
Alles in allem also ein ganzes Stück Arbeit. Hinzu kommt noch die aufwendige
Kostümierung und Bemahlung der Tänzer.
Man filmte also kurzerhand einige der Tänze; Doch das Resultat war, daß die
Aborigines eben diese Tänze nicht mehr tanzten, denn es gab sie ja schließlich
auf Film. Und wozu sich dann die ganze Arbeit machen.
Und so vergaßen sie sie. Irgendwo stehen zwar noch ein paar Rollen Film, aber
richtig deuten kann sie wohl niemend mehr.
Kultur ist eben doch mehr als nur die Summe ihrer Einzelteile - sprich: Mythen.
Und wen die Kultur und die Lebensart der Aborigines genauso interessiert wir mich, der
kann sich ja einmal ein interessantes Buch zum Thema besorgen ... zum Beispiel:
Traumfänger
von Marlo Morgan
erschienen im Goldmann Verlag
ISBN 3-443-30631-0
Viele interessante Links zum Thema Aborigines gibts auch noch
hier und
hier.
P.S.: Wer noch Fragen hat kann mir gerne mailen.
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