Wir
entschließen uns, zur Abwechslung einen anderen Weg zurück
zur Peninsular Dev. Rd. zu nehmen: die Frenchmans Road.
Die war denn auch ein ganzes Stück schmäler als der
Herweg und bot so manche spektakuläre Furt, wie auch wunderschöne
Aussichten auf den Iron Range NP und sein bizarres Umland.
Unterwegs
treffen wir den Physiotherapeuten vom Vortag noch mal, und wenig
später ein altes Pärchen, die diesen Track tatsächlich
mit einem 2WD Pickup wagen - Aussies eben...
Als wir dieses besagte Pärchen treffen, überlegen
sie sich gerade, ob sie es tatsächlich durch diese kleine
Lehmfurt wagen sollen - eine überaus glitschige Angelegenheit,
diese weiße Tonerde...
Aber nachdem sie ja jetzt einen Allrad zur Verfügung haben,
der sie im Zweifelsfall wieder rausziehen kann, wagen sie es denn
doch und schaffen die Aufgabe prompt auf Anhieb. Wir plaudern
noch ein paar Takte und fahren weiter.
Ich
bekomme so allmählich eine Vorahnung davon, was es bedeutet,
solche Tracks mit einem Allrad zu meisten, und kann mit allmählich
ausmalen, was in den nächsten Tagen wohl noch so alles auf
mich wartet (abgesehen von all dem Geschüttle, welches natürlich
für mein lädiertes Schlüsselbein äußerst
förderlich ist...)
Die
Fahrt in einem Allrad unterscheidet sich denn doch deutlich von
der auf einem Moped - andererseits: wenn ich mir ausmale, diese
ganzen Furten mit dem Motorrad bewältigen zu müssen
- und das womöglich noch alleine... Ich entschließe
mich, die Fahrt im (zumindest trockenen) Allrad lieber zu genießen
und nicht lange mit meinem Schicksal zu hadern ;-)
Die
54km der Frenchmans Road dauern denn auch ein halbe Ewigkeit,
allerdings eine, die wir keinesfalls missen wollten :-)
Als wir gegen Nachmittag wieder auf der Piste sind, geben wir
nur noch Stoff, um dann 60km später den Abzeig zur Bramwell
Stn. zu nehmen, der einzigen Übernachtungsmöglichkeit
weit und breit.
Dort
gibt es zwar theoretisch 'Hot Meals', und alles, was das Herz
(oder sollte ich lieber sagen: die Kehle) sonst noch begehrt,
doch die Chefin ist gerade zum Einkaufen nach Weipa gefahren -
also kochen wir eben doch selbst, und beschließen diesen
doch recht anstrengenden Tag mit ein paar kühlen Bier abzurunden
(denn die gibt's auch ohne Chefin :-)
Tags drauf werden wir in aller Frühe vom
Generator der Station geweckt. Wir lassen uns auch nicht lange
bitten, denn heute steht das Highlight einer jeden Cape York Tour
auf dem Programm: der Old Telegraph Track, mit der Furt
durch den Gunshot Creek. Wir freuen uns denn auch schon
auf das potentielle Abenteuer und brechen zeitig auf.
Nach
10km über einen wunderschönen kleinen Track sind wir
wieder auf der Piste und wenig später treffen wir auf ein
riesiges Bulldust Feld,
vor dem wir schon gewarnt wurden.
Es liegt (vor allem aus der Gegenrichtung) sehr
gefährlich, direkt hinter einer der riesigen Kuppen, sodaß
man sich bei Tempo 100 plötzlich in diesem 20cm tiefen, feinsten
Staub wiederfindet. Wie wir später erfahren, wurde das zum
Verhängnis für einen (sehr erfahreneren) Mopedfahrer,
der eben aus dieser Gegenrichtung tags zuvor bei Tempo 120 auf
dieses gut 100m lange Bulldustfeld traf. Er mußte mit schwersten
Verletzungen von den Flying Doctors nach Cairns ausgeflogen werden.
Nach
dieser Erfahrung (und einem plötzlichen Verständnis
für all die Schauergeschichten, die wir auf unserer bisherigen
Reise zum Thema Bulldust so gehört hatten) biegen wir auf
den Old Telegraph Track ab und das Abenteuer von Verwindungen,
Auswaschungen, tiefen Spurrillen, Wellblech und haarigen Furten
kann aufs Neue beginnen :-)
Ein Heidenspaß - und eine wahre Orgie von verschossenen
Dia-Filmen...
Leider
machen sich bei diesen extremen Verwindungen immer häufiger
eigentümliche Geräusche bemerkbar. Jörg schaut
daher immer häufiger unter dem Wagen nach, um eine Ursache
zu finden. Eine Stunde später haben wir den Grund entdeckt.
Eines der Federblätter der Vorderachse ist gebrochen und
eine Führung hat sich losgerissen. Wir beschließen
daher schweren Herzens, den Gunshot auszulassen und fahren statt
dessen die kleine Umfahrung zur Heathlands Ranger Station.
Dort
erfahren wir vom Ranger, daß er uns leider nicht helfen
kann, und wir eben doch weiter nach Bamaga müssen.
Von ihm erfahren wir auch, daß so ziemlich jedes zweite
Tourifahrzeug in Seisia erstmal zur Reparatur müsse, und
sich der dortigen Mechaniker dumm und dämlich verdienen würde.
Jörg hat dazu auch eine wahrlich imposante Geschichte beizutragen,
dazu aber später noch...
Wir
fahren also weiter und stoßen kurz hinter der berühmt-berüchtigten
Furt durch den Gunshot Creek wieder auf den eigentlichen
Old Telegraph Track. Dessen Anblick wollen wir uns denn
doch nicht entgehen lassen, und so fahren wir kurzerhand die paar
Kilometer zurück.
Dort
angekommen können wir dann auch eine Gruppe von drei Geländewagen
beobachten, die die Durchquerung wagen.
Als sie das Wagnis gemeistert hatten, sehen wir, daß auch
ihre Autos schon ordentlich unter den Strapazen der Cape York
Route zu leiden hatten ;-)
Nach
genauerer Betrachtung erweist sich die Furt als begrenzt schwer.
Wie immer in Australien ist eine eindeutige Einschätzung
des Schwierigkeitsgrades alleine aufgrund von Erzählungen
anderer recht schwer. Im Falle Gunshot ist es so, daß auf
der Südseite eine recht steile und matschige Abfahrt liegt.
Auf der Nordseite hingegen kommt man problemlos an die Furt heran.
Dementsprechend schwer ist es, den Gunshot von Norden her zu meisten.
Von Süden her muß man es nur wagen, die knapp 4m Steilabfahrt
zu nehmen...
Wir
sind zwar ein wenig enttäuscht, den Gunshot nicht passiert
zu haben (vor allem da wir jetzt eben sehen, daß wir ihn
sicherlich nicht auf der Rückfahrt wagen werden) und brechen
auf, wenigstens den Rest des Telegraph Tracks zu genießen.
Und das tun wir denn auch in vollen Zügen!
Stunden
später treffen wir dann wieder auf die Bypass Raod,
die breite, mit Wellblech überzogene Piste.
An der Kreuzung treffen wir eine australische Familie, die verzweifelt
ihren Hund sucht - er sei ihnen wohl von der Pritsche ihres Pickups
gesprungen - wir können leider nicht helfen, erfahren jedoch
tags drauf, daß er von einem anderen Fahrzeug aufgesammelt
wurde und tatsächlich seine Herrchen wiedergefunden hat...
Wir
entschließen uns, heute nur noch bis an die berühmte
Fähre über den Jardine River zu fahren.
Kurz vor unsere Ankunft dort passieren wir zwei Europäerinnen,
die auf Fahrrädern ans Cape hochstrampeln - eine reife Leistung,
vor allem wenn man bedenkt, wieviel Mut (oder sollte ich sagen
Dummheit?) schon dazu gehört, das ganze mit dem Geländewagen
zu machen...