Am Tag drauf stehen ich gegen 6:30 auf und nachdem
Axel und Mark schon fleissig am Packen sind beeile ich mich auch
ein wenig. Das Packen geht denn heute schon deutlich schneller
als Gestern und nach nem kurzen Frühstück sind wir auch
schon on the road zwar sind wir noch nicht ganz sicher
in welche Richtung aber immerhin mal unterwegs.
Nach
50 Kilometern kommt aber dann doch der ersehnte Abzweig, an dem
nur ein Schild verrät was hinter dieser unscheinbaren Kreuzung
lauert. Noch ein schnelles Gruppenfoto mit Fahrzeugen und Besatzung
und ab geht's auf die Canning Stock Route! (na ja - 'Schnell'
ist vielleicht der falschen Ausdruck, sagen wir mal lieber: Sicher,
denn natürlich war das Ergebnis 12 nahezu identische Bilder
auf insgesamt 4 Kameras ;-)
Die
ist anfangs noch recht einfach zu befahren: zwei Spuren die sich
mitten durch die nicht enden wollenden Graslandschaft schlängeln
und viel Zeit lassen um die Landschaft zu bewundern.
Ich gewöhne mich schon mal an den neuen Fahrrhytmus: mit
ordentlich Stoff und Spass den Track entlang brettern und alle
45 Minuten auf den Allrad warten.
Das läuft so weit ganz gut, zumal die Kommunikationüber
die mitgeführten Funkgeräte recht gut klappt. Gegen
11 Uhr treffe ich dann hinter einer vom Gebüsch verdeckten
Kurve auf die Sechs von Gestern. Die sind ein wenig besorgt weil
sie meinen Krach schon seit längerer zeit gehört haben,
ich aber offensichtlich nicht langsamer wurde ;-) aber auf so
was ist man ja schliesslich gefasst und so endet das ganze nur
mit nem effektvoll ausbrechenden Hinterreifen ;-)
Die Australier sind gerade am Holzsammeln, und
wir schliessen uns an, damit wir heute abend auch ein kleines
Lagerfeuerchen entfachen können. Allerdings dämmert
es uns allmählich, dass der Australier schlecht hin, beim
Offroadfahren mit etwas anderer Ausrüstung unterwegs ist
als wir, nur so lässt sich Johns mitgeführte Kettensäge
erklären...
Nach
kurzer Pause geht's dann weiter und wir treffen auf die erste
Attraktion ihrer Art: Well No. 2. 52 dieser Brunnen (engl.:
Well) wurden vom 'Erbauer' der Canning Stock Route einem gewissen
Alfred Canning damals mit viel Mühe erbaut um die Wasserversorgung
der Rinderherden allabendlich zu sichern. Dementsprechend hält
man natürlich an jeder Well (ungeachtet ihres Namens oder
Nummer) um ein Foto zu schiessen immerhin ein guter Grund
ein Pause einzulegen und sich die Beine nach der anstrengenden
Fahrt ein wenig zu vertreten.
Dieses Exemplar der Gattung
lädt allerdings nur bedingt zum Genuss des potentiell kühlen
Nass ein: die grüne Farbe und der etwas strenge Geruch machen's
deutlich.
Als
wir dann gegen 5 an Well No. 4a ankommen erfahren wir von den
Australiern, dass wir offensichtlich auf Privatbesitz sind und
hier nicht übernachten dürften (so erzählt von
einer älteren Dame in ihrem Pick-Up, die den sechs entgegengekommen
war und sie vehement auf diese Tatsache hingewiesen hat...) Wir
entschliessen also zusammen bis zur grenze der Homestead weiterzufahren
und dort zu Lagern. Die fahrt bei der schon sehr tiefstehenden
Sonne entpuppt sich als recht unangenehm, da man den Pistenzustand
nur noch schwer einschätzen kann.
Aber irgendwann ist auch das geschafft und wir
bauen am Rande eines malerischen Billabongs (eines ausgetrockneten
Flussbettes mit einer Wasserstelle) unser Nachtlager auf.
Am
abendlichen Feuer erfahren wir dann endgültig wie ein ordentlicher
Australier standesgemäss ausgerüstet sein muss:
Zwei daumendicke Stahlstangen um die Grillplatte aus massiven
Gusseisen sowie mittels eines ebenfalls beachtlich schweren querrohres
auch die verschiedenen Gusseisernen Kessel über dem Feuer
hält.
Auch
die sonstige Ausrüstung ist beachtlich: jeder führt
ca. 450l Diesel mit (denn sie hatten gehört das der Sprit
bei der Aboriginal Community auf halbem Wege nicht gut sein würde;
von dem Fueldrop vom Capricorn Roadhouse wissen wie wohl nichts...),
insgesamt vier Kühlschränke voller Fleisch (bei 3 Autos)
und pro Wagen mindestens 2 'Slabs' (Palette a 36 Büchsen)
Bier und ein Slab Mischgetränk wie Whisky-Cola!
Und wir hatten uns ernsthaft Gedanken über zu hohes Gewicht
unseres Landcruisers gemacht!
Dabei sind die 6 mit ganz normalen Allradlern
von der Stange unterwegs:
Paul mit ebenfalls einem 100 Series- Landcruiser, Setze mit einem
Ford, der aber in Wirklichkeit ein Nissan Patrol zu sein scheint
und Mark mit einem Landrover.
Am
nächsten Morgen Wechsel ich noch schnell auf ein kleineres
Ritzel um der deutlich geringeren Durchschnittsgeschwindigkeit
Rechnung zu Tragen und nach einem knappen Frühstück
brechen wir auf in voller Vorfreude auf die Tatsache, dass heute
die ersten Dünen zu bewältigen sein werden!
Zunächst stehen uns aber noch einige Wells und vor Allem
viel steiniges Terrain bevor. Den einzigen Aussichtspunkt weit
und breit nutzen wir dann natürlich auch um uns einen begrenztenÜberblick
über die Landschaft zu verschaffen: grenzenlose endlose ebene
Weite Outback Australia.
Gegen
Mittag ist's dann auch endlich so weit: die erste kleine Düne
der Canning taucht auf; nicht gerade eine Hindernis, aber immerhin:
der Spass beginnt!
Gegen Spätnachmittag nacht sich meine offensichtlich für
das Terrain zu breite Fusshaltung äusserst negativ zu schaffen,
als ich nämlich bei Tempo 50 an einem dicken Ast eines am
Bodenliegenden Baumstammes hängenbleibe und mit Gottsjesusmässig
die Haxen anschlage.
Der Schreck sitzt mit gehörig in den Gliedern und ich halte
sofort und ziehe sogar meinen Stiefel aus um zu überprüfen,
ob mein Fuss überhaupt noch in einem Stück ist; Die
Schwellung hällt sich zwar in Grenzen aber ich sollte davon
noch auf der gesamten Canning etwas haben...
Der
Rest des Tages bleibt eher steinig statt sandig und bei der als
Lagerplatz angestrebten Well 9 muss ich als Vorhut feststellen
daß der Rasplatz schon von einer Kuhherde besetzt wurde
und wir beschliessen lieber noch ein wenig weiter zu fahren und
was nettes zu suchen, das uns dann auch nach einigem hin und her
am Rande eines trockenen Flussbettes gelingt (Auch in Australien
gilt natürlich wie in jeder Wüste: Übernachte nie
in einem Flussbett, denn Du weisst nie wann Du nachts von einer
von weit entfernten Regenfällen verursachten Flutwelle jäh
aus Deinem Schlaf gerissen wirst!).