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EtappenlisteSeiten durchsuchen Story 02/1: Canning Stock Route (CSR)

 

Entfernung: ca. 1800km
Reisedauer: 7-18 Tage
Strecke:
Wiluna => Kunawarritji Aboriginal Community => Billiluna AbCom (Tanami Track) => Halls Creek


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Axel hatte ich ja schon auf meiner Outback-Tour 2001 auf dem Gunbarrel Highway kennengelernt und damals das eine oder anderer Abenteuer mit ihm zusammen überstanden – damals hatten wir grob ins Auge gefasst, dass wir irgendwann doch mal eines der letzten wirklich grossen Abenteuer, die der australische Kontinent bietet angehen wollten: die 1800 überaus sandigen, extrem trockenen und vor allem menschenleeren Track-Kilometer der berühmten Canning Stock Route.

Warnschild am Beginn der Canning, nahe Wiluna, WAEine Strecke, bei der man mittlerweile immerhin zur Halbzeit mit einer rudimentären Versorgungsmöglichkeit rechnen darf, die aber dennoch eine wesentliche organisatorische Vorarbeit benötigt. Zwar hört man von dem einen oder anderen Motorradfahrer, der sie auf einer 250er innerhalb von fünf Tagen durchquert haben soll, will man aber ein gewisses Mass von Spass beibehalten und etwas von der Landschaft sehen, so kommt man um ein Supportfahrzeug nicht umhin. Zudem sollte man eigentlich nicht mit einem 4WD alleine unterwegs sein (wie wir später am eigenen Leib erfahren durften). Ergo wollten wir eigentlich zwei 4WDs und eventuell auch zu zusätzliche Motorräder mitnehmen.

Dünenlandschaft CanningEine Geschichte zur Canning hinterliess den meisten Eindruck bei mir, und hielt mich lange zeit davon ab, überhaupt über eine Durchquerung nachzudenken Ich hatte sie 1998 in einem australischen Motorradmagazin gelesen. Sie handelt von zwei Motorradfahrern auf zwei 600ertern die jeweils 70l Sprit und 15l Wasser dabei hatten. Mit diesem unglaublichen Gewicht durchquerten die beiden die Canning mit Ach und Krach. Zwischendurch waren sie wegen Dehydration im Delirium und wären beinahe draufgegangen. Die körperlichen Anstrengungen brachten die beiden an den Rand ihrer Fähigkeiten. Resultat des ganzen war, dass der eine nie wieder ein Motorrad anrührte und der andere nur noch Chopper fährt.
Eine Geschichte die Ehrfurcht vor dieser 1800 km langen Herausforderung einflösst.

Toyota Landcruise 100 Series mit DachgepäckträgerAxel erklärte sich zu meinem Glück bereit dieses mal auf die 4 Räder umzusteigen und hatte auch seinen Kumpel Mark als Beifahrer im petto. Blieb also nur noch eine zweite 4WD Crew zu organisieren; leider findet man nicht allzuviel verrückte die so etwas kurzentschlossen wagen wollen. Eine jedoch fand sich sehr schnell: Ruth. Ein durchaus schon Offroad-erfahrene Australienbegeisterte, die auch schon als Mädchen für alles die eine oder andere Oz-Tour bei einem Motorradtour Anbieter mitgemacht hatte. Nachdem jedoch irgendwann das/die Fahrzeuge gemietet werden mussten blieb es dann doch bei einem 3er Team in einem Landcruiser 100-Series den wir vom sehr Kompetenten Leihwagen-Vermittler Getabout-Oz bekamen.

Crew für die Canning: Mark, Rainer, Axel, RuthEinen Mietwagen für diese Strecke zu bekommen ist gar nicht so einfach, da solch anspruchsvolle und vor allem materialmordenen Strecken in der Regel bei Mietwagen explizit ausgenommen sind. Nichts desto trotz konnte Getabouz-Oz uns einen nagelneuen Toyota Landcruiser 100 -Seereise inklusive einer full-cover Ensurance (und die nutzen wir auch eifrig) für einen zudem noch sehr konkurrenzfähigen preis zur Verfügung stellen.

Vollgepackter LandcruiserBlieb also nur noch die tatsächliche Routenplanung bzw. Ausrüstungs-, Ersatzteil- und vor allem Sprit-Planung für die beiden Fahrzeuge zu organisieren. Für den Landcruiser machte das zu meinem Glück Axel sehr gewissenhaft – als alter Moped-Fahrer hatte er da natürlich was Improvisationsmaterialien angeht schon reichlich Erfahrung, und alle nötigen Ersatzteil/Verschleissteile fürs Auto kann man zum Glück in der Literatur nachlesen.

Und irgendwann rückte dann auch der Abflugtermin immer näher und eines abends traten wir dann tatsächlich aus der Ankunftshalle des Flughafens in Perth und waren bereit uns endlich in das Abenteuer zu stürzen...


 

Perth, diese erstaunliche Milionenmetropole inmitten der kargen Landschaft Western Australias, war also mal wieder der Ausgangspunkt unserer Reise. Nach zwei Tagen der Jetlag-Aufbereitung und der Akklimatisation steht also sowohl der Lancruiser als auch meine treue KTM LC4 vor der Tür des Backpackers am Rande von Northbridge, einem dem grössten Kneipen- und Clubvierteln von Perth.

letzte Reifendruckkontrolle vor der AbfahrtNach einem letzten Abendessen, bevor wir die Zivilisation verlassen, müssen wir am nächsten Morgen noch den Rest des Proviants ergänzen was dann auch irgendwann gegen Spätnachmittag endlich erledigt ist.
Bleibt also nur noch unsere massiven Spritvorräte (250l Diesel und 120l Super) zu erträglichen Preisen aufzufüllen, den Reifendruck zu kontrollieren und uns ins Abenteuer zu stürzen...

Kirche von New Norcia, WA...Na ja – das Abenteuer lässt an diesem Tag dann doch noch ein wenig auf sich warten, denn wir kommen natürlich in den wenigen verbleibenden Stunden Tageslicht nicht mehr allzu weit. Aber immerhin können wir die wunderschöne Landschaft von Perth nach New Norcia (einem alten Benediktinerkloster mit angeschlossenem Internat) in aller Ruhe geniessen und uns ans neue Fahrgefühl der Fahrzeuge gewöhnen...

KTM LC4 mit  notausrüstung für die CanningIn New Norcia, bei strahlendem Sonnenschein angekommen, machen wir uns parallel zum Abendessen, dass wir nach australischer Tradition natürlich in Form von vier Burgern "The Lot" im nahen Roadhouse in Auftrag geben, daran alle Ausrüstung auch so zu verzurren, dass es die Strapazen der nächsten Wochen überleben wird. Danach geht's noch auf ein Bier ins nahegelegenen Hotel wobei ich mich dummerweise mit dem Wettergott anlege und behaupte: "Seht Ihr das wunderebare Wetter? Das ist Rainer-Reisewetter! Wo ich unterwegs bin regnet's nämlich nie!" (bei der Ankunft in Perth hatte es nämlich noch geregnet, wie auch offensichtlich etliche Tage zuvor, doch seit wir angekommen waren war ein Tag schöner als der andere...)

Nun ja – was man so alles nach dem n-ten Bier von sich gibt...
Die Strafe folgt natürlich auf dem Fusse: kaum kommen wir aus dem Hotel schon fällt der erste schwere Tropfen, wie auch die ganze Nacht hindurch. Morgens ist der Regen dann zum Glück zum gelegentlichem Nieselregen gewichen und nach einem schellen, aber klammen Frühstück machen wir uns auf nach Paynes Find, einem kleinen Roadhouse, bei dem die Piste vom Great Northern Highway abzweigt.

Dort gibt's also dann den ersten Vorgeschmack auf das, was uns die nächsten 3500km erwarten wird: Wellblech, Staub und endlose, einsame Landschaft – genau das Abenteuer das wir gesucht haben!

Piste von Paynes Find Rh nach SandstoneDie Fahrt im Toyota ist zunächst, nicht zuletzt aufgrund der eingebauten Heizung, einiges angenehmer als die auf dem Motorrad. Auf der Piste wird das Ganze noch dadurch erschwert, dass das Visier recht schnell mit einem schmierigen Film am aus feinen aufgewirbelten Staub und und Regentropfen verschmiert. Zum Glück ist die Piste nach Sandstone in einem solch guten Zustand, dass auch diese stark eingeschränkte Sicht zum Lesen der Piste ausreicht. Was natürlich auch nicht fehlen kann sind die Sticheleien der Mitreisenden: "...wie war das doch gleich mit ´Rainer's Reisewetter´? hatte das nicht irgendwie mit Sonne zu tun?!?"

Sonnenuntergang in Sandstone, WAAbends in Sandstone sind wir dann froh um unsere dicken Schlafsäcke, denn sobald die Sonne am Horizont verschwindet wird es merklich kälter – um nicht zu sagen: saukalt.
Um so besser schmecken uns die Spaghetti und der heisse Tee und der Sonnenuntergang über den Überbleibseln aus der Bergwerkszeit der kleinen Siedlung belohnt uns mit einem letzten Farbenspiel...

ein neuer ReisebegleiterTags drauf hängen zwar noch dicke, bedrohliche Wolken am Himmel, aber der Wettergott schient meinen Fauxpas von vor zwei Tagen vergessen tu haben.
Dafür treffen wir einen neuen Reisebegleiter, der uns bis ans ende der Reise treue Dienste erweisen sollte: am Rande der offensichtlich kürzlich neu in den Busch planierte Piste finde ich eines der typischsten Strassenschilder des Kontinents offenbar vergessen am Boden liegend: Ein ´Grid´-Schild (das also vor den typisch australischen kleinen Brückchen aus Eisenbahnschienen warnt, dass als Toorersatz das Vieh vom überwinden der Gemarkungsgrenzen hindern soll...). Klar, dass man so eine Gelegenheit nutzen muss und so unsere Ausrüstung um eine neu Kochunterlage ergänzt wird!

Abkürzung nach WilunaDieses Mal finde ich dann auch den sehr unscheinbaren Abzweig zum direkten Weg nach Wiluna, den ich das letzte Mal glatt übersehen hatte und wir kommen in den Genuss unseres ersten richtigen Tracks – also einem kleinen Wegchen, bei dem meist gerade Mal die beiden Reifenspuren vorheriger Fahrzeuge existieren, also genau der Art von Strecke wie wir sie hoffentlich die nächsten Tage zu genüge befahren werden dürfen. Hier zeigt sich auch, dass ich wohl in den nächsten Tagen durchaus anstrengende aber keinesfalls zu schnelle Etappen zu erwarten habe, denn der bis unters Dach folgende Landcruiser kann natürlich bei weitem nicht mit den 30 cm Federweg meiner KTM mithalten, und so muss ich mich auf zukünftige Durchschnittsgeschwindigkeiten von 15-30 km/h einrichten. Für mich bedeutet dies: massig zeit für Photostopps!

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updated: 22.8.2003
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