Perth,
diese erstaunliche Milionenmetropole inmitten der kargen Landschaft
Western Australias, war also mal wieder der Ausgangspunkt unserer
Reise. Nach zwei Tagen der Jetlag-Aufbereitung und der Akklimatisation
steht also sowohl der Lancruiser als auch meine treue KTM
LC4 vor der Tür des Backpackers am Rande von Northbridge,
einem dem grössten Kneipen- und Clubvierteln von Perth.
Nach
einem letzten Abendessen, bevor wir die Zivilisation verlassen,
müssen wir am nächsten Morgen noch den Rest des Proviants
ergänzen was dann auch irgendwann gegen Spätnachmittag
endlich erledigt ist.
Bleibt also nur noch unsere massiven Spritvorräte (250l Diesel
und 120l Super) zu erträglichen Preisen aufzufüllen,
den Reifendruck zu kontrollieren und uns ins Abenteuer zu stürzen...
...Na
ja das Abenteuer lässt an diesem Tag dann doch noch
ein wenig auf sich warten, denn wir kommen natürlich in den
wenigen verbleibenden Stunden Tageslicht nicht mehr allzu weit.
Aber immerhin können wir die wunderschöne Landschaft
von Perth nach New Norcia (einem alten Benediktinerkloster mit
angeschlossenem Internat) in aller Ruhe geniessen und uns ans
neue Fahrgefühl der Fahrzeuge gewöhnen...
In
New Norcia, bei strahlendem Sonnenschein angekommen, machen
wir uns parallel zum Abendessen, dass wir nach australischer Tradition
natürlich in Form von vier Burgern "The Lot" im
nahen Roadhouse in Auftrag geben, daran alle Ausrüstung auch
so zu verzurren, dass es die Strapazen der nächsten Wochen
überleben wird. Danach geht's noch auf ein Bier ins nahegelegenen
Hotel wobei ich mich dummerweise mit dem Wettergott anlege und
behaupte: "Seht Ihr das wunderebare Wetter? Das ist Rainer-Reisewetter!
Wo ich unterwegs bin regnet's nämlich nie!" (bei der
Ankunft in Perth hatte es nämlich noch geregnet, wie auch
offensichtlich etliche Tage zuvor, doch seit wir angekommen waren
war ein Tag schöner als der andere...)
Nun
ja was man so alles nach dem n-ten Bier von sich gibt...
Die Strafe folgt natürlich auf dem Fusse: kaum kommen wir
aus dem Hotel schon fällt der erste schwere Tropfen, wie
auch die ganze Nacht hindurch. Morgens ist der Regen dann zum
Glück zum gelegentlichem Nieselregen gewichen und nach einem
schellen, aber klammen Frühstück machen wir uns auf
nach Paynes Find, einem kleinen Roadhouse, bei dem die
Piste vom Great Northern Highway abzweigt.
Dort gibt's also dann den ersten Vorgeschmack
auf das, was uns die nächsten 3500km erwarten wird: Wellblech,
Staub und endlose, einsame Landschaft genau das Abenteuer
das wir gesucht haben!
Die
Fahrt im Toyota ist zunächst, nicht zuletzt aufgrund der
eingebauten Heizung, einiges angenehmer als die auf dem Motorrad.
Auf der Piste wird das Ganze noch dadurch erschwert, dass das
Visier recht schnell mit einem schmierigen Film am aus feinen
aufgewirbelten Staub und und Regentropfen verschmiert. Zum Glück
ist die Piste nach Sandstone in einem solch guten Zustand,
dass auch diese stark eingeschränkte Sicht zum Lesen der
Piste ausreicht. Was natürlich auch nicht fehlen kann sind
die Sticheleien der Mitreisenden: "...wie war das doch gleich
mit ´Rainer's Reisewetter´? hatte das nicht irgendwie
mit Sonne zu tun?!?"
Abends
in Sandstone sind wir dann froh um unsere dicken Schlafsäcke,
denn sobald die Sonne am Horizont verschwindet wird es merklich
kälter um nicht zu sagen: saukalt.
Um so besser schmecken uns die Spaghetti und der heisse Tee und
der Sonnenuntergang über den Überbleibseln aus der Bergwerkszeit
der kleinen Siedlung belohnt uns mit einem letzten Farbenspiel...
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drauf hängen zwar noch dicke, bedrohliche Wolken am Himmel,
aber der Wettergott schient meinen Fauxpas von vor zwei Tagen
vergessen tu haben.
Dafür treffen wir einen neuen Reisebegleiter, der uns bis
ans ende der Reise treue Dienste erweisen sollte: am Rande der
offensichtlich kürzlich neu in den Busch planierte Piste
finde ich eines der typischsten Strassenschilder des Kontinents
offenbar vergessen am Boden liegend: Ein ´Grid´-Schild
(das also vor den typisch australischen kleinen Brückchen
aus Eisenbahnschienen warnt, dass als Toorersatz das Vieh vom
überwinden der Gemarkungsgrenzen hindern soll...). Klar,
dass man so eine Gelegenheit nutzen muss und so unsere Ausrüstung
um eine neu Kochunterlage ergänzt wird!
Dieses
Mal finde ich dann auch den sehr unscheinbaren Abzweig zum direkten
Weg nach Wiluna, den ich das letzte Mal glatt übersehen hatte
und wir kommen in den Genuss unseres ersten richtigen Tracks
also einem kleinen Wegchen, bei dem meist gerade Mal die beiden
Reifenspuren vorheriger Fahrzeuge existieren, also genau der Art
von Strecke wie wir sie hoffentlich die nächsten Tage zu
genüge befahren werden dürfen. Hier zeigt sich auch,
dass ich wohl in den nächsten Tagen durchaus anstrengende
aber keinesfalls zu schnelle Etappen zu erwarten habe, denn der
bis unters Dach folgende Landcruiser kann natürlich bei weitem
nicht mit den 30 cm Federweg meiner KTM mithalten, und so muss
ich mich auf zukünftige Durchschnittsgeschwindigkeiten von
15-30 km/h einrichten. Für mich bedeutet dies: massig zeit
für Photostopps!