Gute
zwei Stunden später sind endlich alle Zelte aufgebaut und
aller Staub von der Haut geschwemmt. Los geht's also zur Pferderennbahn
die ca. 5 km vor den Toren der Ortschaft liegt. Leider ist im
Landcruiser nur für fünf Mann Platz, also steigen zwei
der Australier hinten auf die Stossstange ganz in Outback-Manier.
Doch
der Spass währt nicht lang, denn kaum sind wir aus der Einfahrt
des Campingplatzes heraus, ertönt auch schon die Sirene,
der eine der beiden Aussies verschwindet schnell im Getümmel
der Zelte, der andere und wir sind dran. Axel stellt sich dumm:
"Wie soll ich denn bei dem Geholper merken ob da jemand aufgesprungen
ist..." der Aussie darf 20$ Straffe zahlen. Eine Ermahnung,
und auf geht's zu fünft zur Rennbahn.
Auch
hier können wir nur Staunen: Hier wird gesoffen und gewettet
was das Zeug hält. Eine Bombenstimmung in bester Outback-Manier.
Im Zentrum stehen grosse Tafeln auf denen die Wettquoten für
die Verschiedenen Rennen nicht nur hier sondern aus ganz Australien
stehen. Rundherum stehen Aussies und frönen einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen:
Wetten.
Wir
betrachten das Spektakel und die Menschen und lassen's uns bei
dem einen oder anderen Bier gutgehen. Hier trifft sich alles was
das Outback zu bieten hat, denn die Birdsville Races sind hier
das Ereignis des Jahres. Aus gen ganzen Land strömen die
Stockmen und die Touristen. Auf den Races muss man als echter
Australier mindestens ein Mal im Leben gewesen sein.
Als
Zwischeneinlage gibt's dann eine Air-Show der bekanntesten Kunstfliegerstaffel
der Royal Australian Airforce. Die Jungs geben alles und fliegen
über 'ne halbe Stunde lang zur Freude aller Anwesenden in
gerade mal 30 Meter Höhe kreuz und quer Formationen direkt
über unsere Köpfe hinweg.
Dann
sind die Jockeys wieder dran. Alle 30 Minuten gibt's ein Rennen
und die Zuschauer werden derweil immer heiterer. Die Ersten haben
sich's mitten im Getümmel schon mal auf dem blanken Boden
gemütlich gemacht und schlafen ihren Rausch aus, andere haben
sich's mit ihrer Campingstühlen samt 'Eskie' (wie hierzulande
die Kühlbox kurz heisst) gemütlich gemacht.
Als
die Rennen für heute vorbei sind, kommen wir noch in den
Genuss einer zweiten australischen Tradition: dem Fund-Raising
(Geld Sammeln für wohltätige Zwecke) für eine der
australischen Institutionen schlechthin: dem Royal Flying Doctor
Service (RFDS) oder wie man hierzulande sagt: 'the Doctors'. Sie
stellen die medizinische Versorgung der Bewohner des Outbacks
sicher und finanzieren sich dabei im Wesentlichen auf Spendenbasis,
weshalb die obligatorische Sammlung für 'the Doctors' auf
keiner Festivität im Outback fehlen darf.
Die
Jungs sind schon ordentlich angeheitert und drehen ordentlich
auf und bieten eine Bikeshow vom Besten: und das ganze mit einem
Postie-Bike, dem schon erwähnten Automatikmofa das bei keinem
australischen Postler fehlen darf. Mit dem Teil werden Rennen
gefahren, versucht zu acht auf dem Teil zu fahren und am Ende
gibt's noch den obligatorischen Burnout, dem allerdings mit Bier
zur besseren Schmierung nachgeholfen werden muss...
Alles
in allem also ein typischer, gelungener Tag im Outback. Am Abend
bleibt dann von dem ganzen Zauber nur das Chaos von Bierbüchsen,
das dann mit grossen Rechen zusammengerecht werden, denn von Mülleimern
scheint hier noch keiner was gehört zu haben: Wenn die Bierbüchse
leer ist landet sie einfach zusammengeknüllt auf dem Boden.
Wir
machen uns auf den Weg zurück nach Birdsville und genehmigen
uns dort bei einem der zahlreichen Ständen ein ordentliches
Steak zum Abendessen. Danach mischen uns im Zentrum der feuchtfröhlichen
Feier, im Birdsville Hotel, auf ein paar Bier unters Volk. Morgen
werden wir wohl nicht ganz so früh wie normalerweise aus
den Federn kommen...